Eine Amtsenthebung eines Trainers ist in den meisten Fällen richtig. Sie ist heute das Ergebnis einer sorgfältigen Güterabwägung. Natürlich steht die letzte Wahrheit auf der Resultatanzeige im Stadion und in der Tabelle. Aber es ist nicht die einzige Wahrheit.
Die Frage ist nämlich auch, wie der Trainer im näheren und weiteren Umfeld, bei den Geldausgebern und beim Publikum und den Spielern wahrgenommen wird.
Der ideale Trainer für die Präsidenten und Sportchefs ist in der durchgetakteten Hockeywelt erfolgreich und langweilig, eckt nie an, wird von allen geschätzt und redet in Interviews, ohne etwas zu sagen, und findet immer und überall den richtigen Ton.
Diesen perfekten Trainer gibt es nicht. Ohne Ecken und Kanten, ohne eigenwillige Persönlichkeit ist es nicht möglich, eine Gruppe junger Männer, die lieber spielt, als einer geregelten Arbeit nachzugehen, an die Leistungsgrenze oder darüber hinaus zu führen.
Trainer zu sein, war noch nie so anspruchsvoll wie heute. Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit ist das unbedingte Vertrauen des Sportchefs. Was in der Regel nur der Fall ist, wenn der Trainer die Wahl des Sportchefs ist. In Davos war das nicht der Fall. Christian Wohlwend war schon da, als Sportdirektor Jan Alston kam. Das sollte ihm zum Verhängnis werden.
Im Idealfall ist die Zusammenarbeit so intensiv wie in Ambri zwischen Paolo Duca und Luca Cereda, wie in Langnau zwischen Pascal Müller und Thierry Paterlini, wie in Rapperswil-Jona zwischen Janick Steinmann und Stefan Hedlund. Von einer solchen Zusammenarbeit waren Jan Alston und Christian Wohlwend weit entfernt.
Christian Wohlwend ist in Davos in seinem vierten Amtsjahr also nicht hockeytechnisch gescheitert. Die Mannschaft ist intakt. Sie spielt ein attraktives, gut strukturiertes Tempohockey und hat die gesetzten Ziele erreicht. So gesehen dürfen wir sagen: Er ist in seiner vierten Saison unverdient des Amtes enthoben worden.
Aber Christian Wohlwend tritt mit seiner emotionalen, direkten Art nicht so auf, wie es beim HCD erwartet wird. Was bei Arno Del Curto kultig war, ist bei Christian Wohlwend schräg. Der HCD-Trainer hatte durchaus die richtige Taktik, die richtige Komposition gefunden. Aber nicht den richtigen Ton im Umgang. Und so ist er unverstanden und ungeliebt geblieben.
Das bedeutet: Dieser Trainerwechsel ohne sportliche Not wird die Art und Weise, wie die Mannschaft spielt, nicht wesentlich verändern und es sind auch nicht bessere Resultate zu erwarten.
Die Hoffnung ist berechtigt, dass die Mannschaft so gefestigt und die Leistungskultur so gut ist, dass der Trainerwechsel bloss so etwas wie ein Radwechsel auf der Fahrt zu neuem Ruhm ist und es nicht einmal nötig ist, abzubremsen, anzuhalten und wieder zu beschleunigen.
Nun hat Jan Alston die Chance, einen Trainer zu verpflichten, der so zu ihm passt wie Luca Cereda zu Paolo Duca. Irrt er sich, steht sein Job zur Diskussion.